Nach den Problemen auf der russischen Grenze bei Taschanta, der vierten Reparatur des Benzintanks und 1.700 km mongolischer Idylle und frostigem Wind haben wir es tatsächlich nach Ulan Bator geschafft.
Der Name Ulan Bator bedeutet "Roter Recke". Breite Straßen, Regierungs-, Bürogebäude und Plattenbausiedlungen prägen die Stadt. Vierzig Prozent der MongolInnen leben in ihrer Hauptstadt und die Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung sind in jeder Hinsicht extrem. Die Stadt blieb bis 1778 eine Jurtenstadt, deren Standort sich an die 25 Mal verschob. Erst mit dem Bau eines Klosters wurde ihr jetziger Standort dann endgültig festgelegt und erst in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden höhergeschößige Neubauten gebaut.
Um alles genau zu erkunden, haben wir uns einen Sightseeing-Tag in der Stadt genommen.
Ankomme, Freitag den 1.
Für uns war Ulan Bator so etwas wie das moralische Finish der Rally... wenn wir es bis hierher schaffen würden, hätten wir es geschafft, so irgendwie war unsere Erwartungshaltung. Und ein bisschen war das Gefühl bei der Ankunft in der Hauptstadt der Mongolei auch so. Aber nur ein bisschen, es musste sich nämlich den Raum mit leichtem Frust über den Verkehr auf der Ost-West-Verkehrsachse, der Peace Avenue, teilen.
Wenn man aus Westen in die Stadt einfährt, ergibt sich schon ohne einen genaueren Blick auf den Verkehr wahrlich kein schönes Bild. Die langgezogene Einfahrt ist gesäumt von alten sowjetischen Kohlekraftwerken und etwas Industrie, die allesamt die Luft schwarz färben. Wenn man das mal hinter sich gelassen hat, dann steckt man auch schon im zähflüssigen Verkehr fest und kämpft sich durch eine Horde von stinkenden Toyotas.
Wir hatten dann also allen Grund, in Ulan Bator an- und im netten Danista Hotel untergekommen zu sein. Leider konnten wir den Erfolg am Abend gar nicht mal gebührend feiern, da wir herausfinden mussten, dass an jedem Monatsersten im ganzen Land kein Alkohol ausgeschenkt oder verkauft wird. Und wir haben Ulan Bator doch tatsächlich am ersten September erreicht!
Sightseeing in und um Ulan Bator
Dennoch (oder vl. gerade deshalb!) sind wir am nächsten Morgen munter und vergnügt in den Schnürdlregen Ulan Bators gestartet, um was von der Stadt zu sehen. Als erstes haben wir den Winterpalast des Bogd Khan besucht. Im Palast amtierte mit zeitlichen Unterbrechungen von 1911 bis 1924 der Bogd Khan als höchste religiöse Instanz des Buddhismus in der Mongolei. Heute ist der Komplex ein Museum mit wertvollen Exponaten aus der mongolischen Geschichte.
Nachdem dem Winterpalast haben und einer Stärkung in einem Lokal haben wir uns zum eigentlichen Zentrum der Stadt aufgemacht, dem Süchbaatar-Platz, der vom Parlamentsgebäude, dem Rathaus, dem Haus der Kultur, der Staatsoper, der Mongolische Börse sowie einige moderne Hochhäuser mit Hotels, Restaurants und Geschäften gesäumt wird. Außerdem ist vor dem Eingang des Parlamentsgebäudes eine große Dschingis-Khan-Skulptur. Dschingis Kahn ist in der Mongolei übrigens allgegenwärtig.
Ganz im Zeichen Dschingis Kahns war auch das Nationalmuseum, dass wir danach besucht haben. In mehreren Hallen wird dort die mongolische Geschichte spannend aufbereitet. Das Museum ist einen Besuch wert - allein schon deshalb, weil dort der Anzug des einzigen mongolischen Astronauten zu sehen ist. Auch der Ausflug in die von den Sowjets beeinflusste sozialistische Zeit bis Anfang der 1990er war erkenntnisreich.
Da wir uns nach dem Kulturprogramm dringend wieder etwas erden mussten und der Mongolei für ein paar Minuten entkommen wollten, sind wir ins Café Austria um die Ecke vom Nationalmuseum geflüchtet. Betrieben von einem Wiener und seiner mongolischen Frau ist es ein Stück Wien Mitten Ulan Bators. Nachdem man von einer Vitrine voller Apfelstrudel und anderer Mehlspeisen begrüßt wird, wird man von Schnitzel- und Gulaschduft umhüllt. Man fühlt sich plötzlich wie in einem Wiener Beisl, ganz einfach, weil man es ja auch ist.
Nach einer netten Plauderei mit ein paar Erzählungen über das Leben in der Hauptstadt, hörte unsre Österreich-Strähne aber noch lange nicht auf. In einem mongolischen Restaurant haben wir dann noch Salm-Bräu zu den lokalen traditionellen Speisen getrunken!
Um soviel Österreich zu kompensieren, mussten wir uns dann am Abend noch glatt mit zwei originalen mongolischen Deels ausstatten. Ein Deel ist ein traditioneller Mantel, der in der Mongolei seit mehreren Jahrhunderten getragen wird - uns jetzt eben auch von uns!
Ausgeführt haben wir unsere zwei Deels dann gleich am nächsten Tag beim Besuch des Reiterstandbilds von Dschingis Khan, rund 50 km außerhalb der Stadt in Tsonjin Boldog. Das Standbild ist mit etwa 30 Metern Höhe und 250 Tonnen wirklich monumental. Es steht dazu noch auf einem rund 10 Meter hohen Gebäude mit 36 Säulen, das als Sockel dient. Damit ist es das höchste Reiterstandbild der Welt.
Auch wenn's ein bissi mühsam war sich noch zweimal durch den Verkehr auf der Peace Avenue zu kämpfen, war der Besuch beim Standbild die Fahrt wert. Außerdem haben wir so unglaublich viele Daumen-hoch von den MongolInnen bekommen, die uns in unseren schicken Deels gesehen haben!
Letzte Etappe voraus
Neu eingekleidet, kulturell weitergebildet und ausgeruht sind wir dann zur letzten Etappe der Rally ins russische Ulan Ude aufgebrochen. Der Weg dorthin führte über Darchan und die Grenzstadt Altanbulag. Wir haben es in einem Nachmittag und Abend im strömenden Regen bis zur Grenze geschafft und dann in Altanbulag in einem richtigen Raucherhotel übernachtet. Unser Zimmer war ein einziger Aschenbecher.
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