Hoch hinaus

Nachdem wir während der letzten Tage schon einen Vorgeschmack bekommen haben, ging's nun erst richtig los. Von unserem Nachtlager in Ishkashim ging's weiter entlang der Route an der afghanischen Grenze über die Dörfer Vrang und Langar. Die vielen kleinen Dörfer entlang des so genannten Vakhan Korridors sind teilweise sehr beschaulich, aber sehr nett. Überall sieht man ganze Familien auf den Feldern arbeiten, die ihre Ernte einholen. Da sich das Dorfleben generell auf der Straße abzuspielen scheint, ist immer viel los auf den rumpeligen Dorfhauptstraßen.

Von Langar gings dann über die Serpentinen hoch in die Berge, in richtig hohe Berge. Dort begann der richtige Pamir, der über die Hochebene führt, los. Nachdem die Straße noch eine Weile über Dirtroads entlang der Grenze führt, biegt sie später wieder Richtung Norden ins Herz des Pamir ab. Von dort an ging es in die Höhenextreme. Die. Bergkulisse dort oben war einfach atemberaubend. Wie schon während der Tage vorher wollte man lieber aus dem Fenster schauen oder drauf los wandern, als hinter dem Steuer zu sitzen.

Gleich waren wir mal auf 3000+ Meter Seehöhe was Cookie schon gleich mal gespürt hat. Je höher wir gekommen sind, umso weniger Motorleistung brachte sie auf die Straße, weil sie immer weniger Sauerstoff für den Verbrennungsvorgang bekam. Ganz hoch oben auf den Straßen mussten wir zum Anfahren sogar schon auf der Ebene die Kupplung ziemlich schleifen lassen, um überhaupt wegzukommen. Außerdem hat sie über 4.000 Meter Seehöhe dann richtig zum Brummen begonnen. So tief hat sie vorher noch nie geklungen.

Unser höchster Punkt für den Tag war dann der Khargush Pass auf 4.344 Meter. Nachdem es zu dem Zeitpunkt bereits so gegen 18h war und wir einen guten Zeltplatz gefunden haben, haben wir beschlossen gleich unser Nachtlager aufzuschlagen. So haben wir dann also unser Höhenlager ca. 4.200 Meter aufgeschlagen. Ganz einfach war das aber nicht. Da wir die letzten 1.500 bis 2.000 Höhenmeter relativ schnell zurückgelegt haben, waren wir natürlich noch nicht akklimatisiert, weshalb wir dementsprechend matt waren. Bei jedem schnellen Schritt wurde uns schwindlig und die gewohnte Geschwindigkeit zum Aufbauen des Zelts haben wir mal gehörig unterboten. Wir haben wirklich lange gebraucht und es war extrem anstrengend. Selbst das spartanische Abendessen - bestehend aus Studentenfutter, Zwieback und ein paar Keksresten - zu essen war anstrengend, weil wir uns erst mal dran gewöhnen mussten wirklich tief und viel zu atmen, um genügend Sauerstoff zu bekommen. Beim Essen außer Atem zu sein war eine neue Erfahrung für uns.

 

Vollkommen ausgeknockt sind wir dann schon gegen 19h im Bett gewesen, kurz nachdem auch die Sonne von den Bergspitzen verschwunden ist und es empfindlich kalt geworden ist. Da wir auch nicht wirklich gut geschlafen haben und durch den starken Wind immer wieder aufgeweckt wurden, haben wir ja genug Gelegenheit gehabt die Temperatur über Nacht immer wieder zu überprüfen. Die Schlafpausen haben wir auch zum Beobachten des großartigen Sternenhimmels genutzt. Generell war sogar das Schlafen auf dieser Höhe anstrengend; jedes Mal wenn wir uns im Schlafsack umgedreht haben, waren wir wieder außer Atem... und munter.

Menschenleere Mondlandschaft mit Farbtupfern

Nach zumindest ein paar Stunden unerholsamen Schlafs, sind wir dann in klirrender Kälte mit den ersten Sonnenstrahlen wieder aufgebrochen. Wir sind so früh gestartet, dass wir die Sonne über den Bergen heraufkommen haben sehnen, bis sie die Landschaft wieder braun und den Himmel tiefblau gefärbt hat.

Vom Khargush Pass kommend wieder zurück auf der M41, dem Pamir Highway, haben wir recht bald Alichur, den kältesten Ort Zentralasiens (im Winter wurden schon -63 Grad Celsius gemessen), passiert.

Kurz darauf sind wir bei einer Panne am Straßenrand vorbeigekommen: eine Gruppe Männer ist mit ihrem Lada Niva von der Straße abgekommen und damit halb im Straßengraben gelegen. Wir sind gleich stehengeblieben (der Verkehr ist nämlich wirklich sehr gering dort oben) und haben unsere Hilfe angeboten. Gesagt, getan. Im Nu haben wir unser Abschleppseil ausgepackt und angehängt gehabt und kurz darauf hat Cookie den Lada schon wieder auf die Straße gehievt.

Die tadschikische Männerpartie war ganz baff. Erstens haben sie sicher nicht uns erwartet, die wir beide mit unseren Suzuki-Norwegerpullis aus einem Suzuki Wagon R+ ausgestiegen sind und zweitens haben sie wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass wir sie so unglaublich schnell aus dem Graben gezogen haben würden.

Bald darauf haben wir Murghab, den größten Ort östlich von Chorogh, erreicht. Bei der Einfahrt in den Ort sind wir von einer hüpfenden und winkenden Gruppe ÖberösterreicherInnen begrüßt worden, die im Pamir Trekkingtouren machen und gerade versucht haben ein Auto zu stoppen.

Gleich darauf haben wir uns aber auf die Suche nach einem Schweißgerät in Murghab gemacht. Die letzten Tage haben unser Auto nämlich so hergerüttelt, dass eine Befestigungsmutter des Unterbodenschutzes abgerissen ist. In Anbetracht der Tatsache, dass wir mehrere Tage lang durch Schlaglöcher und Über Dirtroads gepoltert sind, war das ziemlich wenig an notwendigen Reparaturarbeiten und erledigt wars auch gleich. Zwei oder drei Schweißpunkte und der Unterbodenschutz war wieder fest montiert.

Kaum waren wir mit den Reparaturen fertig, sind wir weiter durch die Mondlandschaft Richtung Norden zur kirgisischen Grenze gefahren. Die Route führt vorbei an menschenleerer Natur und hört nicht auf zu beeindrucken. Umgeben von 5-7.000ern erreicht man bald das Dorf Kara-Kul am gleichnamigen, tiefblauen See der vor schneebedeckten Gipfeln. Die Straße dorthin war so lala: teilweise Asphalt, viel Waschbrettpiste, immer wieder Schlaglöcher und viele Bodenwellen. Uns hat's an dem Tag wirklich richtig durchgerüttelt. Vor allem die Waschbrettpiste hatte es in sich. Wenn wir es uns aussuchen könnten, würden wir die richtig wilde Piste des Vakhan Korridors diesen halbvertrauenswürdigen "wellenrumpeln" vorziehen.

 

Am zweiten Tag auf dieser Höhe hatten wir uns schon recht gut an die dünne Luft gewöhnt gehabt und wir sind ohne Probleme über alle Pässe geklettert. Lediglich Cookie hat noch immer fest gebrummt. Die Hochebene zwischen Khargush Pass und Kara-Kul liegt nämlich auf rund 4.000 Höhenmetern und steigt für den ein oder anderen Pass nochmal auf bis zu 4.655 Meter (Akbaital Pass). Bald aber erreicht man dann den tadschikischen Grenzposten. Bevor es runter zum kirgisischen Grenzposten ging haben wir nur mehr kurz mit der korrupten tadschikischen Grenzpolizei streiten müssen und schon waren wir in Kirgisistan.

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Kommentare: 5
  • #1

    Stephan (Dienstag, 22 August 2017 23:03)

    Einfach sehr beeindruckende Bilder und Videos von eurer Reise

  • #2

    Flo (Donnerstag, 24 August 2017 02:30)

    Das ist wirklich beeindruckend. Danke, dass Ihr uns mit all den Bildern und Videos an Eurer Reise teilhaben lasst.

  • #3

    Bettina (Freitag, 25 August 2017 01:03)

    Wunderschön! Bei euren schönen Bildern bekommt man richtig Lust auf Bergtouren dort. Liebe Grüße aus der Steiermark

  • #4

    Aaron (Freitag, 25 August 2017 03:48)

    Sehr schöne Fotos und wunderbar erzählt!
    Ich lese wirklich gerne euren Blog! :)

  • #5

    Bernhard Wank (Samstag, 26 August 2017 09:22)

    Ihr verwirklicht das, was in unseren Jugendbüchern über die "Seidenstraße" oder "Durchs wilde Kurdistan" uns damals schon fasziniert hat. Meine größte
    Hochachtung für Eure Abenteuerlust und Eure Ausdauer. Wir verfolgen Eure Berichte sowie den Live Track jeden Tag.
    Weiterhin alles Gute - das Ziel kommt ja immer näher.
    Passt auf Euch auf - Bernhard & Gabi